Archäologie1 Quelle: A. Beck: Röntgenstrahlen in der Archäologie. S. 299 Schnetztor-Verlag Konstanz 1996, ISBN 3-87018-123-0
Ägyptische Mumie aus der Zeit der 18. Bis 19. Dynastie = ca. 1.300 v.Chr. (Echnaton und nach Echnaton). Die Herkunft ist aus Karnac (Theben). Die Mumie wurde als Geschenk von Alexander, Kaiser in Kairo mit verwandschaftlichen Beziehungen nach Konstanz, dem archäologischen Landesmuseum geschenkt. Die Übersetzung der Schrift auf dem Sarkophag lautet: „Hor und Tum, Herr von Heliopolis, großer Gott, Herr des Himmels, gebe Grabmahlzeiten und Tufi, gutes Wachs und Verbände.“
Der Medizin ganz nahe verwandt sind die sehr häufigen Untersuchungen von archäologischen Ausgrabungen humaner Art, beispielsweise Graberöffnungen, Erdfunde oder Seefunde von menschlichen Gewebeteilen, die sich ganz natürlich in die humanmedizinische Radiologie einbauen lassen. So sind die Ausgrabungen von ca. 4000 bis 5000 Jahre alten Schädeln und anderen Gewebeteilen aus dem Federsee, die röntgenmorphologischen Untersuchungen der mittelalterlichen Grabfunde in Sizilien und auch die neuesten Ausgrabungen beispielsweise aus dem 9. Jahrhundert des Konstanzer Spitalfriedhofs wahre Fundgruben für die weitere Diagnostik. Diese ist in der Lage, knöcherne Veränderungen von archäologischen menschlichen Fundstücken auf Krankheiten zu untersuchen, auch können hier prämortale oder postmortale Läsionen entdeckt werden und in der neueren CT-Diagnostik ist es auch möglich, verschiedene Teilstrukturen digital wieder zu einem Gesamtwerk zusammenzufügen. Die Untersuchungen von in der Regel belegten Mumien und Sarkophagobjekten in der ägyptischen Kunst lassen sogar heute noch Erkrankungen von Personen, die vor mehr als 4000 Jahren verstorben waren, diagnostizieren.
Quelle: A. Beck: Röntgenstrahlen in der Archäologie. S. 301 Schnetztor-Verlag Konstanz 1996, ISBN 3-87018-123-0
Nativ-röntgenologische Darstellung des Schädels sowie der obereen Thoraxapertur durch den Deckel des Sarkophags hindurch. Die Nativaufnahme zeigt einen jungen Menschen mit gut erhaltenem Gebiß ohne Zahndefekte bei normalen Artikulationen im Bereich der HWS sowie der oberen Thoraxapertur. Auffallend großes Cavum nasi: Hier ist die Entnahme des Hirns zur extrakorporalen Konservierung durchgeführt worden.
Nicht nur die humanoiden röntgendiagnostischen Ergebnisse sind von archäologischem Wert und Interesse, sondern auch die umgebenden Strukturen, wie beispielsweise die Sarkophage selbst samt der Grabbeigaben, die ohne die Radiologie gar nicht aufgefunden wurden. In Bezug auf Fälschungen von archäologischen Objekten ist es ebenfalls möglich, recht leicht Glas- und Keramik- und vor allem Metallstrukturen zu untersuchen und in der Machart und Materialbeschaffenheit von neueren Artefakten zu unterscheiden.
Quelle: A. Beck: Röntgenstrahlen in der Archäologie. S. 311 Schnetztor-Verlag Konstanz 1996, ISBN 3-87018-123-0
Die 3D-Darstellung zeigt eine virtuelle Abbildung der jungen Frau, wie sie sicherlich einmal ausgesehen haben dürfte.
Aufgrund der sehr zahlreichen Untersuchungsergebnisse im Laufe eines Radiologenlebens werden durch die Vielfältigkeit der Objekte stets in Zusammenarbeit mit den Archäologen sehr gute Ergebnisse erzielt. Auch hier gilt wie in der Radiologie der Kunst, dass nur in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kunstrichtungen mit großer Geduld und viel Akribie erstaunliche Ergebnisse zutage gefördert werden können. Die Radiologie ist in der Archäologie als Hilfswissenschaft nicht mehr wegzudenken, zumal in der Regel die Objekte problemlos mit herkömmlichen CT-Geräten und konventionellen Röntgenapparaturen untersucht werden können. So ist es in Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft beispielsweise möglich, einen wohl sehr alten Holztrog als Teil eines Merowinger Sarges aus hochmittelalterlicher Zeit zu bestimmen, einen Zustandsbericht zu erstellen, und – wie in sämtlichen anderen Untersuchungen – zerstörungsfrei zu untersuchen.
Literatur: A. Beck: Röntgenstrahlen in der Archäologie. Schnetztor-Verlag Konstanz 1996, ISBN 3-87018-123-0
Prof. Dr. Dr. med. Andreas Beck
Institut für Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin
Klinikum 78461 Konstanz