Röntgenjahr 2020

Die Bedeutung der Röntgenstrahlen für die moderne Medizin

Durch seine Entdeckung der Röntgenstrahlen in Würzburg vor bald 125 Jahren hat Wilhelm Conrad Röntgen den Grundstein für die medizinische Fachdisziplin der diagnostischen und interventionellen Radiologie gelegt. 

3D-Darstellung des Herzens:
3D-Darstellung des Herzens: Foto: (c) Institut für Diagnostische und Interventionelle Medizin, Universitätsklinikum Würzburg
Moderne 3D-Darstellung des Herzens mittels Computertomographie (CT), z.B. zur Planung einer Operation.
Röntgenstrahlen werden von den unterschiedlichen Geweben des Körpers auf dem Weg von der Röntgenröhre vor dem Patienten zu dem Detektor hinter dem Patienten unterschiedlich abgeschwächt. Somit kann quasi in den Körper hineingeschaut und ein Bild der inneren Organe erstellt werden. 

Heute werden Röntgenstrahlen in der täglichen Routine bei der bildgebenden Diagnostik von zahlreichen Krankheiten angewendet. Die konventionelle Radiographie wird zum Beispiel zur Röntgenuntersuchung der Lunge, der Knochen und der Zähne unzählige Male eingesetzt, um nur einige zu nennen. 

In der interventionellen Radiologie werden Röntgenstrahlen eingesetzt, um zum Beispiel mit der Hilfe von jodhaltigem Kontrastmittel die Arterien und Venen des menschlichen Körpers darzustellen. Mögliche Gefäßverengungen können unter Röntgensicht mittels Ballons und Gefäßstützen geweitet werden. Blutungen können gestillt werden, wenn unter Röntgensicht ein Mikrokatheter in die blutende Arterie vorgebracht wird und zum Beispiel Mikrospiralen appliziert werden.

Auch die Computertomographie (CT) arbeitet mit Röntgenstrahlen. Bei der CT wird ein großer Untersuchungsbereich mit einer sehr hohen Präzision im sub-millimeter Bereich dargestellt. Es können große Teile des Körpers bis hin zum ganzen Körper in wenigen Sekunden gescannt werden. Das wird zum Beispiel bei der Behandlung von schwerverletzten Unfallopfern im Schockraum genutzt, wenn das Ausmaß der Verletzungen unmittelbar erfasst werden muss und dabei jede Minute zählt. 

Die Computertomographie erreicht eine sehr hohe Präzision in ausgesprochen schneller Geschwindigkeit. Daher können auch feine Strukturen wie zum Beispiel Veränderungen der Herzkranzarterien bei der koronaren Herzkrankheit trotz der Bewegung des Herzens exakt abzubilden.

Heute werden in der Radiologie auch Techniken zur medizinischen Bildgebung verwendet, die gänzlich ohne den Einsatz von Röntgenstrahlen funktionieren, wie zum Beispiel die Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) oder die Magnetresonanztomographie (MRT). Bei der MRT werden Hochfrequenz-Pulse eingesetzt, die zu Veränderungen im Magnetfeld führen und anhand derer durch aufwendige Rekonstruktionsalgorithmen Bilder aus dem Inneren des Körpern gemacht werden können. Die MRT ist vielfältig in der medizinischen Bildgebung einsetzbar und hat besondere Stärken in der Darstellung von Weichteilen, Sehnen und Bändern sowie in der Darstellung des zentralen Nervensystems. Da die MRT und Sonographie gänzlich ohne den Einsatz von ionisierenden Strahlen auskommen, sind diese beiden Verfahren besonders für die Bildgebung bei Kindern und Jugendlichen geeignet.

Heute ist die diagnostische und interventionelle Radiologie ein wichtiges Querschnittsfach mit Triage-Funktion für die Abläufe in einem Krankenhaus geworden. Zu Recht hat Wilhelm Conrad Röntgen im Jahr 1901 für seine bahnbrechende Entdeckung den ersten Nobelpreis für Physik erhalten.


Prof. Dr. med. Thorsten Bley
Direktor des Instituts für Diagnostische 
und Interventionelle Radiologie
des Universitätsklinikums Würzburg
Oberdürrbacher Straße 6
97080 Würzburg
Tel.: 0931/20134001


 

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